Der Fall der Theaterwissenschaft. Geisteswissenschaften zwischen
Ökonomisierung und kritischem Korrektiv
am 26. April 2014 um 19.30 Uhr
im Theater der Jungen Welt, Lindenauer Markt 21, 04177 Leipzig.
Es diskutieren Kultur- und Bildungspolitiker aller demokratischen, im Sächsischen Landtag vertretenen, Parteien:
Reik Hesselbarth (FDP),
Dr. Skadi Jennicke (Die Linke),
Holger Mann (SPD),
Prof. Dr. Günther Schneider (CDU),
Norman Volger (Bündnis 90/Die Grünen).
Moderation: Prof. Dr. Ulrich Johannes Schneider (Direktor der Universitätsbibliothek Leipzig).
Der öffentliche Einspruch gegen die katastrophalen Auswirkungen der Spar- und Streichpolitik der Landesregierung des Freistaates Sachsen, welche diese den Hochschulen aufzwingt, hat noch nicht zu Korrekturen geführt. Es sind alle gefragt, die ein Interesse daran haben mitzureden über die Gestaltung der Gesellschaft, in der sie leben möchten. Die Sparvorgaben treffen die Universitäten in ihrer Substanz
und wirken nachhaltig in die Gesellschaft hinein.
Das Rektorat der Universität Leipzig arbeitet inzwischen weiter an der Umsetzung der Sparvorgaben. Eine inhaltliche Debatte wird dabei durch das Ausweichen auf flexibel gehandhabte Leerformeln vermieden. Sogar die Konsequenz der Schließung ganzer Institute wird für unausweichlich ausgegeben. Das Bekenntnis zur »Volluniversität« wird aber unglaubwürdig, wenn Fächer wie Theaterwissenschaft, Archäologie und vielleicht auch bald Philosophie einfach nicht mehr dazu gehören sollen. Auch viele weitere Studiengänge sind akut in ihrer Substanz
bedroht. Auf destruktive Weise ist so die massive Gefährdung des
Leipziger Instituts für Theaterwissenschaft ein beispielhafter Fall
für eine der universitären und kulturellen Bildung insgesamt drohende Entwicklung geworden.
Werden die Geistes- oder andernorts Humanwissenschaften genannten Fächer bloß noch nach Kriterien der Quantifizierung und der unmittelbaren Verwertbarkeit beurteilt? Ist das nicht sogar ökonomisch unklug? Wird ihr Wert für die Fragen des sozialen und kulturellen Lebens und Zusammenlebens der Menschen überhaupt verstanden? Soll der vielberufene Faktor Bildung endgültig reduziert werden auf messbare Bereiche? Müssen nicht gerade umgekehrt das Messbare und das ökonomisch Rentable immer wieder nach ihrem Nutzen für die gesamte Gesellschaft befragt werden? Und müssten demnach Bildung und Kultur nicht stärker gegen ihre strikte Ökonomisierung verteidigt werden?
Wir hoffen sehr auf Ihre rege Teilnahme und eine Beteiligung aller, denen an der Gestaltung unseres Lebens in der Stadt und in einem Land liegt, das in Zukunft mehr denn je auf Studierende aus aller Welt angewiesen sein wird.